Soltau: Vom Heidekreuz zum Heidestern

Eine an Soltau vorbeiführende Neubaustrecke Hamburg – Hannover bietet dem Heidekreis, dem Landkreis Celle und dem Landkreis Harburg neue Möglichkeiten der Entwicklung der Region und eine durchgreifende Verbesserung des öffentlichen Verkehrs. Sieben Linien könnten untereinander Anschlüsse über die Schnellfahrstrecke nach Hamburg und Celle – Lehrte – Braunschweig, über eine reaktivierte Bahnlinie nach Lüneburg würde die heute bestehenden Verbindungen nach Schneferdingen – Buchholz, Walsrode – Hannover, Bremen und Uelzen ergänzen.

Dass die Hochgeschwindigkeitszüge wie ICE und IC auf der Schnellfahrstrecke (SFS) zwischen Hamburg und Hannover weitere Zwischenhalte einlegen werden, ist äußerst unrealistisch und auch nicht gewollt. Jeder Halt kostet vier bis fünf Minuten Fahrzeit und reduziert den durch den Neubau gewonnenen Fahrzeitvorteil erheblich, bei einer Ausschleifung z. B. nach Soltau, um den alten Bahnhof anzufahren, sogar noch wesentlich mehr. Zudem ist das Fahrgastpotential im Fernverkehr für einen stündlichen Systemhalt in der vergleichsweise dünn besiedelten Heide höchstwahrscheinlich zu gering.

Dennoch bietet eine Schnellfahrstrecke erhebliche Chancen für die gesamte Lüneburger Heide und auch alle anderen Orte entlang der Trasse zwischen Hamburg und Hannover. Wie die Beispiele zwischen Nürnberg und München sowie zwischen Stuttgart und Ulm zeigen, lassen sich über eine solche SFS problemlos zwischen die Fernzüge vertaktete schnelle Regionalzüge einlegen, die die regionalen Zentren mit einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 200 km/h an die Ballungsräume Hamburg und Hannover anbinden. Dadurch lassen sich für einen Großteil der Einwohner zwischen beiden Metropolen erhebliche Fahrzeitgewinne gegenüber heute und umsteigefreie Verbindungen realisieren. Die im Deutschlandtakt vorgesehenen Fahrzeiten der Fernzüge lassen trotz ihrer insgesamt eher ungünstigen Verteilung über die Stunde durchaus Platz für mindestens eine Trasse je Stunde im schnellen Regionalverkehr.

Da der Nordteil einer Neubaustrecke von Hamburg bis Soltau immer der A7 folgen würde, fordert PRO BAHN den Bau einer Verbindungskurve zur Amerikalinie in Richtung des Soltauer Bahnhofs. Darüber könnte dann stündlich ein schneller RE nach den o.g. Vorbildern von Hamburg über Soltau und die Heidebahn nach Hannover verkehren. Hierfür müsste die Heidebahn im Abschnitt Soltau – Bissendorf elektrifiziert werden. Diese Züge könnten in der bestehenden Taktlage der RB 38 zwischen Soltau und Hannover verkehren. Dadurch würden auch Fahrgäste von und nach Dorfmark, Fallingbostel und Walsrode die schnellere Fahrt nach Hamburg nutzen, ohne umzusteigen. Zusätzlich wäre aufgrund der starken Beschleunigung von Elektrotriebzügen sogar ein Halt am neuen Heidekreis-Klinikum möglich, ohne den Fahrplan zu gefährden. Diese neue RE-Linie schüfe eine direkte Verbindung von Hamburg Hbf nach Soltau, Bad Fallingbostel und Walsrode mit den bekannten Anschlüssen in Soltau und verkürzte zeitgleich die Reisezeit aus dem Heidekreis nach Hamburg um rund 30 Minuten je Richtung. Durch den entfallenden Umstieg in Buchholz wird die Verbindung noch dazu zuverlässiger. Die bestehende RB 38 würde dann nur noch zwischen Soltau und Buchholz pendeln, was für den größten Teil der Reisenden aber kein Nachteil wäre.

Bahnhof Soltau zu Beginn der Nacht: Schneller Regionalverkehr über eine Neubaustrecke Hamburg – Hannover könnte den verschlafenen Knotenpunkt deutlich aufwerten und den gesamten Heidekreis besser und direkter anbinden.

Zwischen Hamburg-Harburg und Soltau wäre sogar Platz für einen weiteren Unterwegshalt, der für eine Überholung durch einen ICE genutzt würde. Da entlang einer Schnellfahrstrecke ohnehin ca. alle 20 Kilometer Überholbahnhöfe gebaut werden, müsste dies nicht einmal zu Zusatzaufwand führen. Man müsste lediglich bei der Planung darauf achten, die Überholbahnhöfe an passende Stellen zu legen. Für den Abschnitt Harburg – Soltau bietet sich hier entweder Bispingen oder Egestorf an, wobei PRO BAHN Egestorf bevorzugt. Dieser Halt hätte den Vorteil, dass direkt zu einer reaktivierten Bahnstrecke über Salzhausen nach Winsen umgestiegen werden könnte. Dadurch erhielten viele weitere Orte der Lüneburger Heide eine bessere Anbindung an die Schiene.

Kommt die von PRO BAHN favorisierte Streckenführung entlang der B3 von Soltau nach Celle, bietet sich zudem eine weitere Linie an. Diese würde von Soltau mit Halt in Bergen nach Celle führen und könnte von dort weiter nach Lehrte und Südostniedersachsen fahren. Bei einer Einbindung in den Taktknoten Soltau ergäbe sich dadurch eine Fahrplanlage, die – gemäß Deutschlandtakt – einen sehr guten Übergang vom RE aus Hamburg in Celle nach Lehrte anbietet. Dies könnte auch die weiteren Verbindungen nach Südostniedersachsen verbessern, die derzeit eher stiefmütterlich behandelt werden und in Lehrte keine guten Anschlüsse haben. Um diese Linie zu realisieren, müsste man die OHE-Strecke von Soltau in Richtung Celle die ersten paar Kilometer bis zur Neubaustrecke mitnutzen, elektrifizieren, für höhere Geschwindigkeiten ertüchtigen und eine Verbindungskurve in Richtung Süden bauen. Die Fahrzeit Soltau – Celle läge bei knapp 30 Minuten – trotz eines fünfminütigen Aufenthalts in Bergen, um eine ICE-Überholung abzuwarten. Bislang dauert die Reise meist ca. anderthalb Stunden und führt mangels direkter Verbindungen mit großem Umweg über Uelzen.

Abgerundet werden könnte dies durch einen Ausbau der Amerikalinie auf 120 oder besser noch 160 km/h. Die jetzige Planung sieht mit Rücksicht auf die Bürgerinitiativen keine Erhöhung der Geschwindigkeit vor, sodass bei gemächlichen 80 km/h wie heute niemals ein attraktiver Nahverkehr zwischen Bremen, Soltau und Uelzen stattfände.

Mit den beiden neuen, schnellen Regionallinien über die Neubaustrecke träfen sich in Soltau zum Taktknoten nunmehr nicht mehr Züge aus vier, sondern sechs Richtungen zur vollen Stunde. Aus dem bisherigen Heidekreuz würde also ein Heidestern mit besseren Verbindungen und kürzeren Fahrzeiten für den gesamten Heidekreis, wodurch viel mehr Menschen als bisher auf die Schiene gelockt werden könnten. Mit einer Reaktivierung der Strecke Lüneburg – Soltau, die PRO BAHN sich ebenfalls wünscht, könnten es sogar sieben Züge werden, aber diese Strecke wird hier nicht weiter betrachtet, da sie keinen direkten Zusammenhang zur Neubaustrecke hat.

PRO BAHN hat auf Basis der aktuellen Planungen für den Deutschlandtakt und eines Ausbaus der Amerikalinie für höhere Geschwindigkeiten einen neuen Beispielfahrplan für den Heidestern errechnet, den Sie sich hier herunterladen können:

Eine weiterführende Untersuchung, basierend auf einer fahrplantechnischen Analyse, hat die Initiative Deutschlandtakt erarbeitet, die hier verfügbar ist.