Fernverkehr für Lüneburg, Uelzen und Celle

Der Fernverkehr auf der Bestandsstrecke über Celle, Uelzen und Lüneburg wird sich durch eine Neubaustrecke Hamburg – Hannover nicht verschlechtern. Vielmehr ergeben sich neue Chancen für mehr Fernverkehr.

Behauptungen, eine Neubaustrecke würde die Mittelzentren Lüneburg, Uelzen und Celle vom Fernverkehr abschneiden, entbehren jeder Grundlage. Entscheidend für die Anbindung dieser Städte ist einzig und allein, ob es sich lohnt, dort einen Fernzug halten zu lassen. Der Fernverkehr in Deutschland ist eigenwirtschaftlich organisiert, und jeder Betreiber – in der Praxis zumeist die Deutsche Bahn – kann die Züge fahren und halten lassen, wo er möchte. Es gibt schlichtweg keine gesetzlichen Vorgaben. Nicht umsonst sieht auch der Entwurf des Deutschlandtaktes, der bekanntlich von der Neubaustrecke ausgeht, trotzdem noch eine zweistündliche ICE-Linie mit Halt in Lüneburg, Uelzen und Celle vor. Hinzukommen würden sicherlich einige Züge in Einzellagen, z. B. die bereits heute verkehrenden Urlauberzüge wie der IC Nebelhorn von Hamburg nach Oberstdorf, die nicht im Deutschlandtakt verzeichnet sind. Die Fahrgastprognose im Abschlussbericht zum Deutschlandtakt nennt eine Nachfrage von 0,9 Millionen Fahrgästen pro Jahr allein für Fernverkehrszüge. Diese Nachfrageprognose rechtfertigt einen Zweistundentakt im Fernverkehr. Alles in allem bleibt es also beim heutigen Angebot, wenn der Deutschlandtakt umgesetzt wird.

Der Lüneburger Bahnhof wird entgegen den Behauptungen der NBS-Gegner nicht vom Fernverkehr abgehängt – wäre bei einem Ausbau aber eine jahrelange, nur eingeschränkt nutzbare Baustelle.

Leider fehlte den Planern aber auch an einigen Stellen die nötige Kreativität, um Chancen zu erkennen. So ist die Fernverkehrsanbindung von Lüneburg und Uelzen an Berlin auf direktem Wege planmäßig nicht vorhanden, obwohl die Strecke Uelzen – Stendal bei Störungen und Bauarbeiten immer wieder im Fernverkehr genutzt wird. Entlang der Strecke liegen mit Salzwedel, Stendal und Rathenow drei weitere Mittelzentren, die im Fernverkehr gar nicht oder nur schlecht in Richtung Hamburg angebunden sind.

PRO BAHN fordert daher, die frei werdenden Trassen für eine neue Fernverkehrslinie, ggf. auch einen vertakteten IRE, zu nutzen, der von Hamburg nach Berlin über ebendiese Route verkehrt. Wenn die Strecke Uelzen – Stendal in wenigen Jahren zweigleisig ausgebaut ist, wird es dort auch keine Kapazitätsprobleme mehr geben. Die neue Linie könnte alle genannten Mittelzentren umsteigefrei und schnell verbinden und würde auch die Verbindung Hamburg – Berlin über Wittenberge entlasten, auf der trotz hoher Nachfrage für weitere Züge kaum Platz ist. Von Lüneburg nach Berlin dauerte es auf der neuen Linie kaum zwei Stunden – eine deutliche Verkürzung der heutigen Fahrzeit mit mindestens einem Umstieg.

Für diese neue Linie hat PRO BAHN einen Fahrplanentwurf erstellt, der sich nahtlos in den Deutschlandtakt einfügt und die zusätzlichen IC-Züge in den Stunden zwischen der verbleibenden Linie Hamburg – Lüneburg – Uelzen – Celle – Hannover – München einfügt. Natürlich kann diese Linie auch über die beiden Endpunkte hinaus zu anderen lohnenden Zielen verlängert werden, wenn das Fahrplangerüst dies erlaubt.

Darüber hinaus bietet eine weitgehend vom durchfahrenden Fernverkehr befreite Bestandsstrecke die Möglichkeit, den Nahverkehr im Zulauf auf Hamburg massiv zu verbessern. Neben der im Deutschlandtakt vorgesehenen Verdichtung des RE Hamburg – Hannover auf einen Halbstundentakt (was ohne NBS auch schon nicht möglich ist) könnte auch die RB Lüneburg – Hamburg den ganzen Tag halbstündlich verkehren und westlich von Winsen sogar alle 15 Minuten, wodurch die Bedienqualität der Zwischenhalte praktisch S-Bahn-Standard erreicht. Dies lässt sich ohne Fahrplankonflikte und ohne neue Kapazitätsengpässe darstellen. Auch hierfür hat PRO BAHN einen Fahrplanentwurf erstellt, der hier heruntergeladen werden kann (Seite 2 des Dokuments):